Pragmatismus war ihm eigen und eine feine Prise Humor. Genau mit dieser Mischung vermochte er jede hitzige Diskussion wieder aus der Sackgasse in die richtige Bahn zu lenken. Klaus Töpfer wurde kurz nach der Gründung des Bundesumweltministeriums deutscher Umweltminister und hat dieses Amt wie wohl niemand sonst geprägt und gestaltet.
"Mister Umwelt"
Die Atomkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 hatte die Regierung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) bewogen, Umweltthemen und auch den Bereich Reaktorsicherheit in einem eigenen Ministerium zu bündeln. 1987 übernahm Klaus Töpfer die Leitung und setzte Themen wie "Nachhaltigkeit" ganz oben auf die Agenda. Schon früh forderte er eine Zukunft ohne Kernkraft und den Ausstieg aus fossilen Energien Schritt für Schritt. Mit dieser Meinung eckte er an – gerade in seiner eigenen Partei, der CDU. Nicht umsonst nannte man ihn das "grüne Gewissen der Christdemokraten" oder "Mister Umwelt".
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundesumweltministerium blieb er seinen Lebensthemen treu. Zwischen 1998 und 2006 leitete er das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP).
Armin Grunwald, Ko-Vorsitzender des NBG:
"Klaus Töpfer hat den Kampf gegen den Klimawandel und für viele andere Umweltthemen mit seiner Expertise international geprägt. Und er wusste: Umweltpolitik ist nur dann erfolgreich, wenn sie alle in den Blick nimmt."
NBG als Ko-Vorsitzender geprägt
Die Beteiligung der Öffentlichkeit war für ihn das A und O, wenn es um gesellschaftlichen Wandel ging. Klaus Töpfer hatte die Diskussionen rund um die Neugestaltung der Endlagersuche im Hintergrund verfolgt und sich immer wieder für eine starke partizipative Komponente in dem Verfahren ausgesprochen.
2016 wurde er einer von zwei Ko-Vorsitzenden des neu gegründeten Nationalen Begleitgremiums. Eine Gruppe aus anerkannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und zufällig ausgewählten Bürgervertreter*innen, die unabhängig das neu aufgesetzte Standortauswahlverfahren für hoch radioaktive Abfälle begleiten sollen. Der Mix aus Expertinnen und Experten und ganz normalen Bürger*innen – ein Novum in der politischen Landschaft. Und eine große Herausforderung.
Miranda Schreurs, Ko-Vorsitzende des NBG:
"Klaus Töpfers Name wird für immer untrennbar mit dem Aufstieg Deutschlands zum weltweiten Vorreiter in Sachen Umweltschutz verbunden bleiben. Ich hatte das Glück, in der Anfangsphase das NBG zusammen mit ihm zu leiten. Unser Gremium hat sehr von seiner politischen Erfahrung profitiert. Und von seiner Beharrlichkeit, mit der er Themen vorantrieb."
Beobachter und Impulsgeber
Immer wieder sprach er sich für eine Überarbeitung des Geologiedatengesetzes aus, pochte auf mehr Partizipation und Transparenz bei der Endlagersuche.
2020 schied er auf eigenen Wunsch aus dem Gremium aus und blieb doch ein neugieriger Beobachter und Impulsgeber der NBG-Arbeit.
Am 8. Juni 2024 ist Klaus Töpfer, der Grandseigneur der deutschen Umweltpolitik verstorben. Das NBG nimmt Abschied von seinem ersten Ko-Vorsitzenden und einem klugen, streitbaren Demokraten!
Aygül Cizmecioglu