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5 Jah­re End­la­ger­su­che

NBG-Veranstaltung "5 Jahre Endlagersuche" (13.10.2022/Berlin-Online) NBG-Veranstaltung "5 Jahre Endlagersuche" (13.10.2022/Berlin-Online)
Aygül Cizmecioglu

13.10.2022

Das Verfahren der Standortsuche läuft, aber läuft es auch gut? Was können wir aus der Vergangenheit lernen und welche Herausforderungen warten in der Zukunft? Das NBG blickte auf seiner Veranstaltung zurück und richtete zugleich den Blick nach vorne.

Wann war eigentlich der Startschuss für die jetzige Endlagersuche? Da scheiden sich bereits die Geister. Die Endlagerkommission, die die Ideen für das neue Verfahren entwickelte, übergab ihre Empfehlungen schon im Sommer 2016. Das Nationale Begleitgremium formierte sich Ende 2016. Und Mitte 2017 wurde das Standortauswahlsetz offiziell angepasst.

Fukushima als Zäsur

Genau genommen läuft also das Verfahren schon im sechsten Jahr. Anlass genug für das Nationale Begleitgremium, auf die Anfänge zurückzublicken und wichtige Wegmarken in Erinnerung zu rufen. Armin Grunwald, der Ko-Vorsitzende des NBG, ist einer der versiertesten Kenner des Verfahrens. Er saß mit in der Endlagerkommission und ist Mitglied der ersten Stunde im Nationalen Begleitgremium.

Der Reaktorunfall von Fukushima 2011 – für ihn und die meisten anderen war dies eine Zäsur. Eine Katastrophe, die ein Umdenken mit sich brachte. Mit einer breiten politischen Mehrheit wurde der Atomausstieg beschlossen, die Weichen für das jetzige Verfahren gelegt.

Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

Auch wenn heute in Anbetracht des Ukraine-Krieges und der Energiekrise einige Parteien am sogenannten „Atomkonsens“ rütteln: Noch steht er und bildet das Fundament der jetzigen Endlagersuche. Armin Grunwald erinnert daran, wie wichtig dieser Neuanfang war.

Politische Alleingänge, Machtspiele hinter verschlossenen Türen, intransparente Entscheidungen – in puncto Endlagersuche wurden Jahre zuvor viele Fehler gemacht. Gorleben wurde zum Symbol dieses politischen Scheiterns, wie Dr. Anselm Tiggemann in seinem Vortrag hervorhebt.

Er ist Historiker bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und untersucht den Umgang mit Atomkraft in Deutschland. Von einem „historischen Rucksack“ spricht er.

Partizipation auf Augenhöhe

Und der ist so prallgefüllt mit Fehlern, dass das heutige Verfahren immer wieder um eins ringen muss: Vertrauen! Die Menschen müssen vertrauen, dass diesmal Entscheidungen nicht über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. Mehr noch – dass sie Teil dieses gesellschaftlichen Mammutprojekts sind. Genau deshalb ist Öffentlichkeitsbeteiligung ein Dreh- und Angelpunkt bei der jetzigen Endlagersuche. Partizipation auf Augenhöhe – so das Ziel.

Aber funktioniert das auch? Diese Frage nahm Michael Fuder in seinem Gutachten für das NBG unter die Lupe und berichtete auf der Veranstaltung über die wichtigsten Punkte.

Weniger ist mehr – das würden die beteiligten Institutionen oft aus den Augen verlieren. Die Menge an Beteiligungsangeboten schüre eine Unübersichtlichkeit, die oftmals den Einstieg für Laien in das Thema erschwere. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren sei – so Michael Fuder – oft sinnvoller.

Endlagersuche als gigantisches Modellprojekt

Doch was ist das Wesentliche? Eine Geologin mit Vorwissen erwartet eine ganz andere Informationspalette als ein Laie, der zum ersten Mal mit dem Thema Endlagersuche in Berührung kommt. Da das richtige Maß an Verständlichkeit und Tiefe zu finden, ist eine große Herausforderung.

Was die Sache erschwert - die Endlagersuche ist ein Novum, ein gigantisches Transformationsprojekt, angelegt auf Jahrhunderte. Die Fehler und Lernschritte, die man hier macht, könnten eine Art Blaupause für ähnliche Projekte in der Zukunft sein. Auch deshalb betont das NBG immer wieder, dass Sorgfalt vor Eile gehen muss.

Michael Fuder weist aber auch darauf hin, dass mit zeitlichen Verzögerungen auch Effekte wie Wissensverlust und politische Paradigmenwechsel einher gehen können, die das Verfahren belasten.

Vielfalt als Chance

Viele Puzzlesteine, viele Akteure, viele Meinungen – da gilt es immer wieder inne zu halten und das eigene Handeln zu reflektieren. Das trifft auch auf das NBG zu. So wie das ganze Verfahren ist auch dieses Gremium etwas Neues. Zusammengesetzt aus anerkannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die bereits eine gewisse Expertise mitbringen und zufällig ausgewählten Bürger*innen, steht es für eine große Vielfalt.

Für Armin Grunwald ist diese Heterogenität kein Problem, sondern eine Chance. Die ersten Jahre seien geprägt gewesen, eine organisatorische Basis zu schaffen und inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. Das NBG ist inzwischen als kritischer Beobachter etabliert. Doch das Lernen und Selbsthinterfragen hört im besten Falle nie auf – weder in diesem Gremium, noch bei der Endlagersuche.

All diese Aspekte und Diskussionspunkte finden Sie im Video-Mitschnitt der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal (TC 2:34:02 – 5:32:55).

YouTube-Livestream "5 Jahre Endlagersuche" (13.10.2022)

Aygül Cizmecioglu

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