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Was geht die Kir­chen die End­la­ger­su­che an?

10.05.2022

Kirchliche Akteure sind Teil der Zivilgesellschaft. Aber welche Rolle spielen sie bei der Suche nach einem Endlager? Und welche Verantwortung spüren sie? Darüber wurde auf einer Online-Veranstaltung des NBG am 10. Mai 2022 diskutiert. Hier gibt es alles Wichtige im Überblick!

Kirche und Kernenergie – was hat das miteinander zu tun? Sehr viel! Bereits 1987 formulierte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ihre ablehnende Haltung gegenüber dieser Form der Energiegewinnung, weil diese nicht mit dem biblischen Auftrag der Bewahrung der Erde vereinbar sei. Der Umstieg auf erneuerbare Energien und der politisch beschlossene Ausstieg aus der Atomkraft wurden seither unterstützt.

Als es darum ging, die Weichen für die jetzige Endlagersuche zu stellen, saßen auch zwei kirchliche Vertreter in der Endlagerkommission.

Eine Frage für die Ewigkeit

Nun läuft das Verfahren seit einigen Jahren. Doch läuft es auch gut? Wie positionieren sich die Kirchen heute in diesem Prozess? Darüber wurde auf einer Online-Veranstaltung des NBG diskutiert. Mit dabei waren Vertreter*innen der Kirchen, Mitglieder des Nationalen Begleitgremiums und interessierte Bürger*innen.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl war lange Jahre Vorsitzende des Umweltausschusses und prägte als Mitglied der Endlagerkommission das jetzige Verfahren wesentlich mit. Sie skizzierte in ihrem Impulsvortrag die wichtigsten Wegmarken der jetzigen Endlagersuche. Menschen mitzunehmen, ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe im Verfahren zu ermöglichen – das sei eine wichtige Lehre, die man aus den Fehlern z.B. in Gorleben gezogen habe.

Welche Herausforderung darin liegt, diese Teilhabe auch mit Leben zu füllen, war Ralf Meister schon in der Endlagerkommission klar. Auch er, der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche von Hannover, saß in der Endlagerkommission Breite Beteiligung, Selbstorganisation, unvorstellbare Zeiträume - es gebe für diese gesellschaftliche Herkulesaufgabe keine Praxisbeispiele. Gesucht wird ein Endlager, der die bestmögliche Sicherheit für 1 Million Jahre garantieren soll. Eine Ewigkeit! Und wer könnte sich besser mit solch einer Zeitdimension auskennen als die Kirche?

Kirche als Mahner, Mittler und Motor

Diese sei ein wichtiger Teil der Zivilgesellschaft – Mahner, Mittler und Motor. Ihre Räume, Netzwerke und Vermittlungsfähigkeiten könnten wichtige Ressourcen im Prozess sein. Teilnehmende wiesen zudem darauf hin, dass jede Landeskirche auch Umweltbeauftragte hat, die sich intensiv mit solchen Themen beschäftigen. Auf dieses Wissen und Erfahrung sollten die Kirchen bei der Endlagersuche nicht verzichten, so der Tenor.

Eine engagierte Kirche, die Haltung zeigt und sich im Verfahren einbringt – das wäre für Stephan Wichert-von Holten, den Superintendenten der Evangelisch-lutherischen Kirche in Lüchow-Dannenberg, wichtig. Die Kirche könnte eine Bühne sein, auf der unterschiedliche Meinungen zur Endlagersuche aufeinandertreffen - davon ist auch Bettina Westfeld, Präsidentin der Evangelisch-lutherischen Landessynode in Sachsen überzeugt. Die kirchliche Verantwortung müsste aber nicht nur von Leitungsgremien getragen werden, sondern von jeder einzelnen Kirchengemeinde.

Verantwortung & Vermittlung

Noch – da waren sich viele Teilnehmende einig – sei das Interesse an der Endlagersuche in den einzelnen Gemeinden nicht sehr ausgeprägt. Ein Grund könnte sein, dass immer noch 54 % Deutschlands als Endlagerstandort in Frage kommen. Keine Betroffenheit, kein Interesse! Das könnte sich demnächst durch eine weitere Eingrenzung schlagartig ändern.

Dabei könnte in Ostdeutschland ein besonderes Konfliktpotential liegen – so Bettina Westfeld. Durch den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung hätten viele Ostdeutsche einen existentiellen Wandel miterlebt. Das Gefühl des “Abgehängtseins” und eine tiefe Verunsicherung spüre man hier noch bis heute. Potentielle Endlagerstandorte im Osten könnten solche Emotionen noch verstärken und das Verfahren blockieren. Umso wichtiger sei es, früh genug Menschen zu informieren und die Kirche als Ort des Dialogs zu etablieren.

All diese Aspekte und Diskussionspunkte finden Sie im Video-Mitschnitt der Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal.

YouTube-Livestream "Was geht die Kirchen die Endlagersuche an?" (10.5.2022)

Aygül Cizmecioglu

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