Der Schatz aus Gorleben
Die Region, deren Engagement bei der Endlagersuche bundesweit Bedeutung erlangt hat, dient einmal mehr als Motor für partizipatives Lernen – auch angesichts des bevorstehenden Endes der Genehmigung im Zwischenlager Gorleben. Das NBG diskutierte mit den Menschen im Wendland, wie sie in den Suchprozess eingebunden werden möchten, wie Regionalkonferenzen gestaltet sein sollten und wo bereits bestehende Beteiligungsprozesse verbessert werden können.
Stephan Wichert-von Holten, Propst im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg und Podiumsgast an dem Abend, kennt die Sorgen der Wendländerinnen und Wendländer, aber auch den riesigen Erfahrungsschatz, von dem viele andere Regionen profitieren können: „In Gorleben wurde Demokratie gestaltet, für alle, nicht nur für das Wendland! Der größte Gefallen, den man der Bewegung machen kann, ist das Ermöglichen von Vernetzung, damit die Lehren geteilt werden können.“
Der Blick nach vorn
Aktuell befindet sich die Endlagersuche für Atommüll noch in Phase I des Standortauswahlverfahrens. In diesem Schritt werden geeignete Regionen identifiziert und eingegrenzt. Bis Ende 2027 soll die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) einen Vorschlag für mögliche Standortregionen vorlegen. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) richtet im Anschluss für die kontinuierliche Beteiligung der Öffentlichkeit in jeder der vorgeschlagenen Regionen eine sogenannte Regionalkonferenz ein.
Was bedeutet es für die betroffenen Regionen, plötzlich im Fokus der Endlagersuche zu stehen? Was können wir aus den Erfahrungen in Gorleben für die Regionalkonferenzen lernen? Auch darüber diskutierten die Podiumsgäste in Lüchow.
Anna Gäde, Leitung im Gorleben-Archiv e.V., fordert reales Mitspracherecht: „Die Regionalkonferenzen können nur erfolgreich sein, wenn Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet. Es muss eine Anlaufstelle geschaffen werden, der die Menschen vertrauen und die einen echten Zugang zur Bevölkerung hat.“
Eine Region mit Vorbildwirkung
Die Gespräche vor Ort, die Geschichten des jahrzehntelangen Widerstands und das spürbare Engagement der Wendländerinnen und Wendländer haben beim NBG einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Miranda Schreurs, NBG-Ko-Vorsitzende: „Wir sind überwältigt von der lebendigen Teilnahme und dem konstruktiven Austausch in Lüchow – hier trifft gelebte Teilhabe auf visionäres Demokratiedenken. Dieses Engagement zeigt: Wenn Menschen spürbar gehört werden, entstehen neue Formen der Zusammenarbeit und konkrete Empfehlungen für die Zukunft. Nur so kann Vertrauen in das Verfahren gefestigt werden.“
Das NBG wird die gewonnenen Erkenntnisse in seine laufende Arbeit einfließen lassen und gezielt Empfehlungen an politische Entscheiderinnen und Entscheider sowie beteiligte Institutionen adressieren – mit dem Ziel, die Beteiligung der Öffentlichkeit etwa auf den geplanten Regionalkonferenzen so zu gestalten, dass die Menschen vor Ort wirkmächtig sind und ihre Anliegen auch Gehör finden.